Der gemeinsame Glaube und Ritus schützte die verstreuten Gemeinden unter ihren geistl. Führern, den Rabbinern, vor dem Verlust der religiösen Identität. Sie basiert nicht nur auf dem mit dem Christentum gemeinsamen Alten Testament und den Gesetzen, der Thora, sondern v.a. auf dem Talmud. Er ist die Zusammenfassung der jüd. Jahwe-Religion in Gestalt einer Jerusalemer (5. Jh. n.Chr.) und einer babylon. Version (7. Jh.), die beide bereits die Lehre aus der Verfolgung zogen: Strikte Einhaltung der Gesetze, Vermeidung der Vermischung, Abschließung von allem Fremden. Die Gesetze bestimmen das Leben der Gläubigen bis in die tägl. Verrichtungen: Regelmäßige Gebete, vorschriftsmäßige Kopfbedeckung, Beschneidung der Knaben, Sabbatheiligung (u.a. Verbot des Reisens, Rauchens, Schreibens), Genuß nur koscherer Speisen, Einhaltung bestimmter Feste (Jom Kippur, Sukkot, Chanukka, Purim, Passah u.a.).
Im J. gab es zwei religiöse Hauptrichtungen: die streng dem Talmud folgende und die Kabbala, aus der der Chassidismus mit seinen Wunderrabbis und der volksnahen Frömmigkeit entstand. Diese Richtungen haben jedoch den Wesenskern des J. nicht gespalten, das die Jt. einheitl. überdauerte, ob es über viele Generationen im arab.-span. Bereich (Sephardim) oder im osteurop. Raum (Ashkenasim), in Übersee oder in Afrika beheimatet war. Auch aus der dafür erforderl. Nichtanpassung speiste sich der Judenhaß, der umgekehrt zum Zusammenhalt der Juden und zum Überleben des J. trotz der Verfolgungen zu allen Zeiten und in aller Welt beitrug. In tödl. Gefahr aber geriet es mit Aufkommen des 'wiss.' Antisemitismus im 19./20. Jh., der eine 'jüd. Rasse' entdeckt zu haben glaubte, die 'von Grund auf fremdartig und verdorben' sei. Lange wollten viele Juden die Bedrohung nicht sehen, und Herzl fand zunächst mit seinem Konzept des Zionismus wenig Resonanz. Erst die nat.-soz. Judenverfolgung, der ein Drittel des europ. J
älteste monotheist. Religion, Mutter von Christentum wie Islam. Das J. ist gekennzeichnet durch die These von der göttl. Erwähltheit des das J. tragenden Volkes, ausgedrückt im Bund des Stammvaters Abraham mit Jahwe (Gott) und der Übergabe der Gesetzestafeln (Thora) am Berge Sinai an das Gottesvolk Israel. Diese Erwählung wurde von den Juden als Auftrag gegenüber der ganzen Welt begriffen, spornte zu ungewöhnl. Leistungen an, kollidierte aber auch mit dem Selbstwertgefühl anderer Völker und führte letztl. zum Antisemitismus. Er entfaltete sich v.a. nach der Vertreibung der Juden aus Palästina seit der röm. (1./2. Jh.) und später der islam. Eroberung (7./8. Jh.), die das J. als Volkseinheit zerstörte und eine Zerstreuung (Diaspora) in alle Welt zur Folge hatte, so daß die Juden fortan auf 'Gastvölker' angewiesen waren. + prikaži više