Zu Beginn der 1960er Jahre war die erste stürmische Aufbauphase in Westdeutschland abgeschlossen, die materielle Not weitgehend überwunden. Ideologiedefizite machten sich bemerkbar, zuerst in einer Debatte über die Demokratisierung der Hochschulen, dann in einer von ihnen ausgehenden Generalkritik am verkrusteten Gesellschaftssystem der Bundesrepublik und an ihren herrschenden Kreisen, dem 'Establishment'. Impulse dazu waren von der amerikanischen Hippie- und Bürgerrechtsbewegung ausgegangen, aber auch von der offiziellen Politik der USA, gegen deren Neokolonialismus ('Dollarimperialismus') und deren 'Krieg gegen das vietnamesische Volk' sich der Protest sammelte. Kontur gewann die von linken bis linksradikalen Kräften getragene Bewegung in der Bundesrepublik, als in Bonn mit Bildung der Großen Koalition (1966) Opposition im Parlament so gut wie nicht mehr stattfand. Vor allem gegen die Notstandsgesetze bildete sich daher eine außerparlamentarische Opposition, die weitere Kreise erfaßte als die Studenten